Die Sonne senkt sich gerade über das Meer, einige Möwen beleben die Szenerie, bevor sich die Glut des Tages auflöst und einem lauen Abend die Regie übergibt. Es ist noch früh, gegen 19 Uhr. Die Griechen flanieren nicht vor 21, 22 Uhr über die Promenade von Paroikia, erst dann finden sie sich auf ein paar Mezedes - griechische Tapas - bei Manolis Lefakis vom Kafepotopoleions Pinoklis, ein. Wer nur Getränke bestellt, bekommt dennoch eine kleine Portion Mezedes. Eine großzügige Geste, die Appetit auf mehr der köstlichen Speisen im Kafepotopoleions Pinoklis macht!
Einfach sein
Der Blick auf die Paralia entschleunigt die Gäste. Gelassenheit und Beschaulichkeit in mediterraner Atmosphäre werden hier großgeschrieben. Als wir den sympathischen Inhaber Manolis Lefakis kennenlernen, sind wir überrascht, denn er spricht sehr gut Deutsch, mit einem leichten Schweizer Akzent: „Ich habe vier Jahre, von 1993-1997, als Elektriker in einer Firma in Rapperswil gearbeitet“, erfahren wir. Stolz und direkt blickt er uns in die Augen, aber er ist voller Respekt für uns und freut sich, dass wir ihn interviewen wollen. Der ehrliche Austausch auf Augenhöhe ist den Griechen schließlich nicht fremd, sondern fester Bestandteil ihrer Kultur- Manolis ist einer dieser Menschen.
Kompliment, die deutsche Sprache hat er sich selbst beigebracht mit viel praktischer Übung. Der 56 Jahre alte Vater von vier Kindern stammt aus Piräus, lebt aber schon seit 27 Jahren auf der sanften Kykladeninsel, die gerade dagegen aufbegehrt ein zweites Mykonos zu werden. Die Häuser schießen mittlerweile wie Pilze aus dem Boden.
2017 hat es Manolis Lefakis nach Paros verschlagen, wo er zeitgleich das Kafepotopoleion Pinoklis übernahm. Vorher nannte er die Bar Distrato in Paroikia sein Eigen.
Kafeneon - Freiraum für eine maskuline Auszeit
Manolis wird ein bisschen sentimental, als er davon erzählt, dass sein Vater früher den Brauch pflegte mit anderen Männern auf einen Kaffee und ein paar Meze in einem Kafeneon sitzen und über Gott und die Welt zu plaudern. Grund genug für ihn, den Leitgedanken des Kafepotopoleions Pinoklis seinem Vater zu widmen. Hier wurde eine Location geschaffen, in der nach Herzenslust philosophiert, aber auch getanzt werden kann.
Das griechische Lebensgefühl ist ein Tanz
Selbst im Winter findet zweimal die Woche Live Musik statt, in der Sommersaison sogar dreimal. Auch das traditionelle Rembetiko hat hier seine Heimat. Manolis Restaurant bleibt fast ganzjährig geöffnet und das bis 1 Uhr. Geschlossen ist nur im Dezember. Wenn viel los ist oder noch Freunde da sind, kann die Geselligkeit auch mal über die frühen Morgenstunden hinausgehen.
Dennoch: Der Oktober klingt bereits an und die großen Touristenströme verebben nach und nach. Nun folgt die Zeit der Kontaktpflege zwischen den „Locals“ und den Residenten der Insel. Einsam bleibt hier keiner, erklärt uns Manolis Lefakis und weiht uns in die regionalen Gepflogenheit ein: „In Paros geht man einfach bei einem Freund vorbei und fragt, ob er Zeit auf einen Kaffee hat. Daraus kann sich dann die beliebte und traditionell gepflegte „Parea“ ergeben. Lange Planung braucht es nicht. Die Parier schätzen die Spontanität. „
Manolis lächelt, als er von diesem schönen Ritual spricht, mit anderen Menschen in aller Ruhe zusammenzusitzen und das Leben zu zelebrieren. Er lacht und sagt: „Der Mensch ist auf der Welt, um glücklich zu sein!“ Die Griechen sind eben Lebenskünstler…
© Ulrike Engel
Kafepotopoleion Pinoklis
Paralia Paroikias, Paros 844 00, Griechenland
(4) Kafepotopoleion Pinoklis | Facebook
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